News | Veröffentlicht am 18.05.2022
Snoezelen hautnah: Ein Tag bei Ad Verheul
Vor einigen Wochen besuchten Stephanie Leisner, Stephan Lehmann, Carina Woerthuis, Mareike Köhler (REHAVISTA), Anna-Lena Kahle und Ann-Marie Ebel (LogBUK GmbH) gemeinsam mit Corina Fox-Wiese von Angelman e.V. den Wohn- und Pflegepark De Hartenberg für eine Fortbildung bei Ad Verheul, dem Begründer des Snoezelen-Konzepts. Bei ihrem Besuch in der Einrichtung hatten unsere MitarbeiterInnen nicht nur das Glück, den Pioneer des Snoezelens persönlich kennenzulernen, sondern konnten sich auch einen Eindruck von der 1,5 Autostunden von Amsterdam entfernt, mitten in einem Waldgebiet gelegenen Anlage machen. Im Örtchen Wekerom gelegen, leben in dem Wohn- und Pflegepark ca. 400 Menschen mit geistiger Behinderung.
Ein Zuhause für pflegebedürftige Menschen
Neben Inhalten wie „Finanzierung und Strukturierung der Pflege in den Niederlanden“ ging es bei unserem Besuch vor allem darum, die drei großen Snoezelen-Räume zu erleben und aus dem schier unendlichen Erfahrungsschatz von Ad Verheul zu lernen. Die Frage, auf der alles im Wohn- und Pflegepark basiert, lautet: Was kann man grundsätzlich machen, um den pflegebedürftigen Menschen eine angenehme Umgebung zu bieten? Um dies zu erreichen, seien die Türen zu den einzelnen Apartments mit einem großflächigen Foto der Eingangstür des Hauses oder der Wohnung beklebt worden, in dem die BewohnerInnen früher gewohnt hätten, berichtet Verheul, der auch als Berater für neue Wohnkonzepte tätig ist. Dadurch finden diese ihre Zimmer leicht wieder und haben zusätzlich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Andere Ideen bieten Anlagen, in denen sich die BewohnerInnen drinnen und draußen frei bewegen dürfen, um kein Gefühl des Eingesperrt seins zu vermitteln. Damit niemand verloren geht, ist das Außengelände mit Wärmesensoren ausgestattet, die dabei helfen, die BewohnerInnen zu lokalisieren.
Snoezelen in De Hartenberg
Das Snoezelen nimmt im Wohn- und Pflegepark einen zentralen Raum ein. Genau genommen sogar mehrere zentral gelegene Räume, denn dort steht ein großes Gebäudeteil ausschließlich zum Snoezelen zur Verfügung. Diese Räume durften alle TeilnehmerInnen ausprobieren. Währenddessen konnten sie dem unerschöpflichen Schatz an Anekdoten lauschen, die Ad Verheul auf Lager hat. So habe er nicht nur das Snoezelen, sondern nach eigenen Angaben auch das Bällebad erfunden. Der Begründer des Snoezelen-Konzepts erzählte in diesem Kontext, dass er vor vielen Jahren die Idee zu einem solchen Bad hatte und eine Firma gefunden hätte, die mit Kunststoffbällen ihre Saftmaschinen reinigte.
Ein Tag fürs Herz
Kurzerhand fragte er dort nach, ob sie ihm 60.000 dieser Bälle für ein Bällebad schenken könnten. Nach einer kurzen Erklärung stimmte das Unternehmen zu - das Bällebad war geboren. Als dann einige Jahre später eine bekannte Fastfood-Kette in einer Pressemeldung behauptete, sie seien Erfinder des Bällebads, meldete sich dort eine Person und teilte mit, dass dies nicht stimme. Die Kette veröffentlichte daraufhin ein Video, in dem ein Vertreter des Unternehmens gemeinsam mit Ad Verheul in einem Bällebad saß. Der Unternehmenssprecher entschuldigte sich darin und stellte klar, dass Ad Verheul die Ehre gebühre, Erfinder des Bällebades zu sein.
Nach den Eindrücken des Tages befragt, erklärte unsere Marketingleiterin Mareike Köhler: „Die Fortbildung war sehr inspirierend und gab uns ganz viele Denkanstöße mit auf den Weg. Auch über das Snoezelen hinaus. Unfassbar viel kann damit auch für Menschen mit Demenz gemacht werden. Der ganze Tag war etwas fürs Herz.“
Die Anfänge des Snoezelens in de Hartenberg
Die Entwicklung der Pionierarbeit von Verheul für Menschen mit schweren Behinderungen und die ersten Anfänge des Snoezelens liegen in den 1970er Jahren, als noch viel Überzeugungsarbeit und noch mehr Bastelgeschick erforderlich war, um den BewohnerInnen der Einrichtung erste Sinnesangebote machen zu können. Kreative Ideen wie z.B. ein großes "Snoezelen-Zelt" führten 1983 zum ersten Sinnes-Raum im Gebäude. Heute verfügt de Hartenberg über ein großes Snoezelenzentrum mit vier Räumen verteilt auf mehr als 400 qm.
Ad Verheul betont immer wieder den Mehrwert des Snoezelens nicht nur für die BewohnerInnen, sondern auch für die MitarbeiterInnen und Angehörigen. Besonders für Eltern sei es eine tolle Erfahrung, das eigene Kind in diesem Ambiente voller Angeboten, die über rein visuelle Reize hinausgehen, reagieren und agieren zu sehen. In de Hartenberg sind auch Menschen ohne Beeinträchtigung zum Snoezelen eingeladen. Besuche, zum Beispiel von Kindergartengruppen, erweiterten den Horizont für jede/n und stießen auf tolles Feedback, berichtet der Gründer immer wieder.
Was ist Snoezelen?
Unter dem Begriff wird der Aufenthalt in einem gemütlichen angenehm warmen Raum verstanden, in dem bequem liegend oder sitzend, umgeben von leisen Klängen und Melodien, Lichteffekte betrachtet werden. Das jeweilige Angebot steuert und ordnet die Reize, weckt Interesse, ruft Erinnerungen hervor und lenkt Beziehungen. Ziel des Snoezelens ist, damit Wohlbefinden zu erzeugen. In der ruhigen Atmosphäre werden den Menschen Ängste genommen und sie fühlen sich geborgen.
Da sich Snoezelen durch wichtige Aspekte wie Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Aktivität ergänzen lässt und damit vielen Menschen zugutekommt, die auch von Unterstützter Kommunikation profitieren, hat REHAVISTA multisensorische Räume mit Elementen aus dem Snoezelen in der Produktsparte „Erlebnisräume“ aufgenommen.